Weder
Philosophen noch Theologen, sondern Kommunikationsforscher und
Quantenphysiker können zunehmend belegen, dass alles schicksalhaft
miteinander gekoppelt ist. Um dennoch einen Sinn des individuellen Lebens sehen
zu können, werden die Menschen einer neuen Religiosität beziehungsweise
Spiritualität, also metaphysischer Deutung ihres Daseins bedürfen. Dieser Glaube kann intellektuell durchaus
redlich sein, insbesondere dann, wenn wir das rational-lineare Denken unserer
linken Gehirnhälfte wohl balanciert dem intuitiv-vernetzten Denken unserer
rechten Hemisphäre gleichwertig gegenüberstellen.
Die
jüdisch-christliche Tradition hat den westlichen Menschen in der Vorstellung
geprägt, er sei der Mittelpunkt der Schöpfung. Fernöstliches Denken und
neuerdings moderne Naturwissenschaft hingegen sehen den ganzen Kosmos als
unendlich komplexes Ganzes, setzen nicht beim Einzelnen, sondern beim Ganzen
an, dem Urgrund, der prima materia, dem TAO. Also ist das Individuum untauglich
als Ausgangspunkt für die Einschätzung dieses Ganzen. Das ewige Panta rhei
(alles fließt...), die ständige Mutation und Selektion des Lebens, eben
dieses kontinuierliche Stirb-und-Werde ist gegenüber dem einzelnen Wesen
rücksichts- und gnadenlos!
Nehmen wir die abendländisch-christliche Tradition, das fernöstliche
Denken und die moderne Naturwissenschaft, so lässt sich aus der gemeinsamen
„Schnittmenge“ eine in die Zukunft weisende Essenz herausfiltern. In fast
allen Bereichen des Lebens ist ein Punkt erreicht, wo eine Neubewertung und
somit auch eine Kurskorrektur erforderlich sind. Die Weltordnung müsste vom
Ganzen her neu überdacht und konzipiert werden. Denn die Freiheit der einzelnen
Teile entspricht unserer Ellenbogengesellschaft, gemäß der Newtonschen Physik:
wächst das Eine, so geht das Andere zurück. In der modernen Systemtheorie
hingegen ist das Wachsen des Einen Impuls zum Wachsen für das Andere, wozu auch
eine ganzheitlich orientierte Religiosität beziehungsweise Spiritualität passt.
Sinn finden Menschen im Kontext, niemals in der Isolation, niemals als
eigensinnige Teile.
Dr. med. dent. Elef Karkalis